13 Сен

Пиранези (DE)

Dem vorliegenden Artikel wird die Abschluss-Qualifikationsarbeit von Swjetlana Solotarjowa zugrunde gelegt, die auf Basis ihres Studiums an der Staatlichen Einrichtung für berufliche Hochschulbildung „Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften“ nach dem Programm „Begutachtung und Zuschreibung von Antiquitäten und Kunstwerken“ (berufliche Weiterbildung) zum Thema „Spezifik und Besonderheiten der Papierbestimmung bei Begutachtung und Zuschreibung von Auflagegraphik“ verfasst wurde. Mit dem Beschluss vom 16. Dezember 2010 bekräftigt die Attestierungskommision, dass Swjetlana Germanowna Solotarjowa nach ihrer Verteidigung der vorliegenden Arbeit das Recht auf die Berufstätigkeit im Bereich Kunstwissenschaft erwirbt.

Das Papier dient als Unterlage vieler Kunstwerke wie Manuskripte, Kupferstiche, Aquarellbilder und Werke der dekorativen Kunst. Die Authentizität stellt heutzutage ein aktuelles Problem des Antiquitätenmarktes dar, wenn ein weiteres Kunstwerk zu dessen Angebot gelangt. Die Zuschreibung eines Kunstwerkes, die auf seiner stilistischen Analyse beruht, kann nicht immer eine genaue Datierung ermöglichen. Deswegen erscheint die Behandlung von der Unterlage des Kunstwerkes (in unserem Fall das Papier) logisch und kann zu einer genaueren Datierung während der Zuschreibung beitragen.

Das Interesse an Antiquitäten, das während der letzten Jahre in weiten Kreisen der Bevölkerung entstand und von der Tendenz her auch weiter steigen wird, sowie die in Russland fehlende Provenienzforschung machen das Problem der Authentizitätsbestimmung besonders aktuell. Es gibt zurzeit keine Studien, die die gesammelten Erfahrungen in Papierzuschreibung auswerten würden und für weite Kreise der Bevölkerung nachvollziehbar wären. So kam mir höchst interessant vor, dieses Thema im Rahmen meiner Qualifikationsarbeit zu erforschen.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Möglichkeit einer genaueren Zuschreibung und Datierung aufgrund der Vorstellungen über technologische Besonderheiten der Papiererzeugung und technische Druckvorgänge, sowie über die Papierbogenmorphologie während der Auflagegraphikproduktion beim Kunstgutachten zu betrachten. Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit zu lösenden Aufgaben sind es:

  1. Die Geschichte des Papiers sowie die Besonderheiten seiner Erzeugungsspezifik zu behandeln; die Eigenschaften des Stoffes zu erforschen, aus dem das Papier erzeugt wurde; die Möglichkeiten zu bestimmen, wie diese Werte bei Begutachtung und Zuschreibung von Druckgraphik benutzt werden können.
  2. Technologie der Druckherstellung und deren Einfluss auf die Unterlage (das Papier) zu behandeln; die Morphologie des Bogens während des Druckes zu verfolgen und festzustellen, wie sich die Eigenschaften des Papiers während dessen Existenzzeit ändern; die Notwendigkeit des Datengebrauchs für Begutachtung und Zuschreibung zu begründen.
  3. Graphische Bögen von Giovanni Battista Piranesi im Rahmen des praktischen Teils der Arbeit zu behandeln und die erworbenen Kenntnisse für eine genauere Datierung der oben erwähnten graphischen Bögen anzuwenden.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die Stiche von Giovanni Battista Piranesi erforscht, die im Gutshof-Museum „Ostankino“ bewahrt werden. Der Verfasserin wurden 108 Stiche Für die Forschung freundlicherweise zur Verfügung gestellt, die in den Depots des Museums bewahrt werden. Außerdem beherbergt die Sammlung des Museums auch die Stiche, die von dem Sohn und der Tochter von Giovanni Battista Francesco (1758/1759 -1810) und Laura (gegen 1755-1785) ausgeführt sind. Die beiden wirkten in der Werkstatt ihres Vaters: Laura fertigte Kopien seiner Stiche in einem kleineren Format an und Sohn Francesco wirkte als selbstständiger Künstler, wobei er seinem Vater auch half. Giovanni Batista starb 1778, seine Serie „Vasen, Kerzenleuchter, Sarkoophage, Drei-Arm-Dresterne, Leuchter… “ blieb unvollendet. Francesco bearbeitete und veröffentlichte Stiche aus dieser Serie im Jahr 1778 in Rom. Nach dem Tod seines Vaters arbeitete Francesco weiter in Rom, 1784 veröffentlichte er die volle Auffassung der Stiche seines Vaters und 1786 veröffentlichte er seine eigene Serie „Collezione delle piu belle statue di Roma“

Eine kompetente Analyse des Papiers, das die Unterlage von Kunstwerken bildet, bedarf keiner eindeutigen Betrachtungsweise, sowie der Fähigkeit, alle angesammelten Informationen zusammenzufassen. Die Begutachtung des Unterlagenpapiers ermöglicht es meistens, die Antworten auf die gestellten Fragen zu bekommen, oder kann als Basis für weitere Forschung dienen.

Die 108 Stiche, die der Verfasserin vom Gutshof-Museum zur Verfügung gestellt wurden, wurden mit dem binokularen Mikroskop MBC-9 (МБС-9) erforscht; aufgrund dieser Forschung wurde eine Tabelle zusammengestellt. Ihre Analyse ließ die Stiche genauer zuschreiben, die im Gutshof-Museum „Ostankino“ bewahrt werden, bestimmen, welche davon zu Künstlerauflagen gehören, und die Stiche von Francesco und Laura Piranesi genauer zu datieren. Außerdem gelang es der Verfasserin, im Rahmen ihrer Forschung die Änderungen der Papierzusammensetzung in Italien im Zeitraum von 50 Jahren (Mitte des 17. Jahrhunderts bis zu den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts) zu veranschaulichen. Die durchgeführte Forschung ließ die wertvollsten Exemplare der Museumssamlung entdecken.

Schlussfolgernd ist zu bemerken, dass es im Rahmen der vorliegenden Arbeit folgende Aufgaben gelöst wurden:

  • Es wurden die Geschichte des Papiers, seine Erzeugungsspezifik sowie die Besonderheiten der Papierrohstoffe je nach deren Herstellungsort und –zeit behandelt; im Rahmen des praktischen Teils der Arbeit wurde das Papier, das als Unterlage für Stiche von G.B. Piranesi diente, erforscht und analysiert.
  • Aufgrund der erzielten Ergebnisse kann mit Sicherheit behauptet werden, dass die physischen Parameter des Papiers sowie der Charakter des Papiergewebes es ermöglichen, graphische Kunstwerke genauer zu datieren.
  • Es wurden die Technologie der Abdruckerzeugung, sowie die Änderung der Bogenstruktur bei Druck und Existenzzeit behandelt. Die erworbenen Informationen wurden bei der Analyse der Stiche von Piranesi benutzt, was zu einer genaueren Datierung von den Stichen beitrug.

Die Anwendung der traditionellen filigranwissenschaftlichen Analyse lässt nicht immer zu einem positiven Ergebnis kommen, deshalb empfiehlt es sich, zwecks einer genaueren Begutachtung die Analyse chemischer, physischer und äußerer Besonderheiten des Papiers vorzunehmen. Die Analyse des Papiers bei der Zuschreibung ist also für die Authentizitätsbestimmung unentbehrlich und beinhaltet eine Reihe spezifischer Aspekte, die auf den technologischen Vorgang der Papiererzeugung zurückzuführen sind.
Der vorliegende Artikel wurde im Auftrag von Frau Kannegießer für die Galerie Kunst bei Kannegiesser verfasst.
Kunstvermittlung
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